Branchen Insights
Fachkräftemangel bedroht Steuerberatungsbranche: Nachwuchs als kritischer Engpass
20.01.2025
Die Steuerfachbranche steht vor einer Schlüsselherausforderung, die die Mehrheit der rund 10.000 Kanzleien unabhängigen Kanzleien in Deutschland besonders hart trifft: der Fachkräftemangel. Während die „Big 4“ und „Next 10“ noch personell gut aufgestellt sind, kämpfen kleine Kanzleien teilweise ums Überleben. Neue Studien zeigen alarmierende Entwicklungen, die ein großes Risiko für die Zukunft der Branche darstellen.
Dramatische Zahlen
Laut ifo-Konjunkturumfrage von März 2024 hat der Fachkräftemangel zwar leicht abgenommen, doch „das Problem ist gekommen, um zu bleiben“, so ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Dabei ist die Dienstleistungsbranche besonders stark betroffen: 42 Prozent aller Unternehmen geben an, unter Engpässen an Fachkräften zu leiden. In der Rechts- und Steuerberatung sowie der Wirtschaftsprüfung finden 69,2 Prozent nicht die Bewerber, die sie brauchen. Zusätzlich erschwerend wirkt der demografische Wandel in Deutschland: Über 50 Prozent der Steuerberater sind 50 und älter. Besonders problematisch ist dabei die rückläufige Zahl der Berufseinsteiger: Im Laufe der letzten zwanzig Jahre hat sowohl die jährliche Zahl der Anmeldungen zur Steuerberaterprüfung als auch die Zahl der bestandenen Prüfungen stark abgenommen.
Engpässe bedrohen Geschäftstätigkeit
Umsatzverluste und drohende Kanzleischließungen sind die Folge. 30 Prozent aller Kanzleien erwägen laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von Haufe aufgrund der Engpässe bereits, bestehende Mandate zu kündigen. Und jede vierte Kanzlei sieht sich gezwungen, künftig Neumandate abzulehnen, wenn sich der Engpass im Recruiting nicht entspannt. Besonders gravierend ist die Situation für kleinere Kanzleien mit weniger als 50 Mitarbeitenden.
Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung
Geringe Gehälter, eingeschränkte Karriereperspektiven und fehlende moderne Arbeitszeitmodelle machen kleinere Kanzleien für junge Talente oft unattraktiv. Während große Kanzleien mit Home Office, flexiblen Arbeitszeiten und Personalentwicklungsprogrammen punkten, bleiben kleine Kanzleien oft traditionell und unbeweglich.
Eine verstärkte Digitalisierung der Kanzleiprozesse sowie Einsatz von künstlicher Intelligenz könnten Lösungen bieten – doch gerade kleinen Kanzleien fehlen oft die Ressourcen für die notwendigen Investitionen. Ein Teufelskreis beginnt: Ohne Modernisierung keine Attraktivität, ohne Attraktivität keine Fachkräfte.
Steuerfachbranche am Scheideweg
Der fortschreitende Fachkräftemangel erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern einen ganzheitlichen Transformationsprozess. Entscheidend werden Ansätze sein, die Ausbildung attraktiver zu gestalten, digitale Kompetenzen zu fördern und moderne Arbeitsmodelle zu entwickeln. Nur durch proaktives Handeln kann die Branche ihre wirtschaftliche Bedeutung sichern und für künftige Generationen von Fachkräften attraktiv bleiben.
Stefanie Karkheck
Presse
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